Franz von Stuck „Pallas Athene“ (Öl auf Holz, 1898, 77 cm × 69,5 cm, Museum Georg Schäfer, Schweinfurt)
Franz von Stuck „Pallas Athene“ (Öl auf Holz, 1898, 77 cm × 69,5 cm, Museum Georg Schäfer, Schweinfurt)


Berlin – Ende des 19. Jahrhunderts kamen in verschiedenen Städten im deutschen Sprachraum „Secessionen“ auf, Künstlervereinigungen, die sich bewußt von der akademischen Malerei abwandten. Vorherrschende Stile waren Jugendstil, Symbolismus und die impressionistische Freilichtmalerei. In ihrer aktuellen Sonderausstellung, zu sehen bis zum 22. Oktober 2023, versucht sich die Alte Nationalgalerie in Berlin an einer Zusammenschau und hat dafür bedeutende Namen versammelt.

 

Die drei wichtigsten deutschen Secessionsbewegungen entstanden 1892 in München, 1897 in Wien und 1899 in Berlin. Auch in Hamburg und Dresden kamen vergleichbare Gruppen auf, die Nationalgalerie beschränkt sich jedoch auf die drei zuvor genannten, bei welchen es einige personelle Überschneidungen gab.

 

200 Gemälde, Skulpturen und Grafiken (unter diesen nicht zuletzt Plakatentwürfe) von 80 Künstlern wurden zu der Ausstellung versammelt, wobei natürlich die eigenen Bestände eine große Rolle spielen. Anhand der Arbeiten der im Titel bereits genannten Hauptprotagonisten Gustav Klimt (1862-1918), Franz von Stuck (1863-1928) und Max Liebermann (1847-1935) und deren Umfelds sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Gruppen herausgearbeitet werden.

 

Die Schau beginnt in einem Saal, in dem zuerst die eben genannten Hauptakteure vorgestellt werden. Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei das Oeuvre Gustav Klimts insofern, als daß dieses in Berlin bislang noch nie in diesem Umfang gezeigt worden ist. Klimt war der zentrale Akteur wie auch der unstrittig bedeutendste Künstler der Wiener Secession, es handelt sich größtenteils um Wiener Leihgaben.

 

Und so darf der Besucher sich freuen, einige Schlüsselwerke des Wiener Jugendstils zu erblicken, darunter „Judith“ (1901), „Pallas Athene“ (1898; das Motiv war kurz zuvor von Franz von Stuck eingeführt worden) oder das „Bildnis Emilie Flöge“ (1902). „Mädchen im Grünen“ (1898) hingegen zeigt, daß Klimt auch dem Impressionismus nicht immer fern stand; des Weiteren ist eine Gruppe von Studien für im Krieg zerstörte Wandgemälde zu sehen.

 

Franz von Stuck, Zentralfigur der Münchner Gruppe, ist im Bestand der Berliner Sammlung mit einigen bedeutenden Werken, namentlich „Die Sünde“ (1898), „Selbstporträt an der Staffelei“ (1903) und „Tilla Durieux als Circe“ (1913) vertreten, doch auch hier konnten bedeutende Leihgaben gewonnen werden, etwa seine „Pallas Athene“ (1898, entstanden kurz vor dem Klimt-Werk).

 

Wenn folglich aufgrund der Vorturner Wien vornehmlich mit dem Jugendstil und München mit dem Symbolismus verbunden wird, so war mit Max Liebermann der bekannteste Vertreter des deutschen Impressionismus das Haupt der Berliner Secession, welche folglich auch zuerst mit der Freilichtmalerei assoziiert wird.

 

Doch sind dies eben nur Tendenzen, wie anhand vieler der gezeigten Werke deutlich wird. Dabei werden diese auf dem Rundgang nach einer Mischung aus inhaltlichen und äußeren Gesichtspunkten (wie Beginn der Secessionsbewegung, Plakatkunst, Landschaften, Porträts, internationale Beziehungen, Zerfall und Ende der Secessionsbewegungen) angeordnet.

 

Und dabei findet sich in der Mischung aus eigenen Beständen und Leihgaben durchaus Spannendes, wobei die Nennung der Namen einiger vertretener Künstler genügen soll, um eine Ahnung zu vermitteln. Nicht zuletzt haben gerade auch einige der weniger bekannten die Aufmerksamkeit der Betrachter verdient.

 

Freuen darf sich der Besucher unter anderem auf: Edvard Munch, Carl Moll, Walter Leistikow, Lesser Ury, Lovis Corinth, Max Slevogt, Anders Zorn, Ludwig von Hofmann, Georg Kolbe, Julie Wolfthorn, Jan Toorop, Ferdinand Hodler, Akseli Gallen-Kalela, Sabine Lepsius, Wilhelm Trübner, Max Uth, Dora Hitz, Max Schlichting, Fritz von Uhde, Gotthardt Kuehl usw.

 

Weniger gelungen ist die Beleuchtung, und bisweilen sind die Räumlichkeiten auch einfach zu eng, als daß alle Werke ausreichend zur Geltung kämen. Die Beschränkung der Besucherzahl durch verpflichtende Zeitfenstertickets zeigt sich dabei als Nowendigkeit. Weniger schön zudem die bei der Nationalgalerie anscheinend mittlerweile übliche partielle Unleserlichkeit der Begleittexte durch vermutlich absichtlich falsch genutzte Satzzeichen.

 

Insgesamt lohnt es sich dennoch, nicht nur wegen der zahlreichen Leihgaben, sondern auch wegen einiger sonst wohl im Depot verborgener Werke aus Berliner Beständen. Die Alte Nationalgalerie befindet sich auf der Museumsinsel in der Bodestraße, 10178 Berlin. Geöffnet hat sie von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, der Montag ist Schließtag.


 

Verweise:

https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/alte-nationalgalerie/ausstellungen/detail/secessionen/

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