Berlin – Die Berliner Galerie Ars Pro Dono hat seit Jahren schon eine recht umfangreiche Auswahl zeitgenössischer Künstler aus Osteuropa und der einstigen Sowjetunion in ihrem Programm, dennoch wird dann und wann ein Neuzugang vorgestellt. So aktuell mit der beachtenswerten Ausstellung „Сommedia dell'arte“ des russisch-israelischen Malers und Grafikers Andrej Swistunow, welche bis zum 30. März 2024 zu sehen sein wird.
Bei meinem Besuch in der Galerie hatte ich das Glück, den überaus sympathischen Künstler selbst anzutreffen, und mit ihm ein wenig über sein Leben und Schaffen zu sprechen. Er wurde in Sankt Petersburg geboren, hat dort Architektur und Malerei studiert. Der Pressetext verrät:
„Die realistische Ausrichtung seiner Arbeit hat tiefe Wurzeln in der klassischen akademischen Ausbildung an der Kaiserlichen Akademie der Künste in St. Petersburg, wo so berühmte Künstler wie Yuri Vitalyevich Kalyuta, Jean Matveevich Verschbitsky oder Nikolai Blochin seine Lehrer und Mitschüler waren und einen großen Einfluss auf ihn hatten.“
Er lebte und arbeitete lange Zeit in Rußland, später in Israel. Nun ist er nach Berlin gekommen und erkundet zeichnerisch die Stadt und ihre Umgebung. Swistunow ist ein großgewachsener Herr mittleren Alters mit leuchtenden Augen und einer natürlich-freundlichen, nahezu kindlichen Art. Warum ich das erwähne? Weil genau dies auch aus seinen Bildern spricht.
Es ist eine große Zahl an Werken in verschiedensten Medien, an Ölgemälden, Aquarellen, Pastellen, Zeichnungen in Bleistift, Rötelstift und Kohle sowie Arbeiten in gemischter Technik, welche den Ausstellungsraum schmücken, und weitere sind in Mappen zu besichtigen. Was dabei sofort auffällt, ist die zumeist leichte und fröhliche, spielerische Stimmung.
Der Architektur-Hintergrund des Künstlers ist unübersehbar; ein großer Teil vor allem der Zeichnungen und Aquarelle sind entweder architektonische Phantasien, bei welchen der Künstler auf Nachfrage die Vermutung bestätigte, sich an Piranesi orientiert zu haben, oder Veduten verschiedener Städte wie Sankt Petersburg, Haifa, Venedig, Karlsruhe und Berlin.
Die Berliner Arbeiten sind zum großen Teil erst in den letzten Wochen entstanden, besonders gefielen Ihrem Schreiberling dabei einige in Kohle festgehaltene Landschaftsausschnitte des Grunewalds. Sehr stimmungsvoll! Ansonsten gibt es eine bunte Mischung aus Akten, Stilleben von der Schwertlilie bis zum Paar alter Schuhe, Blumen und Baumblüten und „paysages intimes“, Kleinlandschaften.
Im Zentrum der Ausstellung steht allerdings das aus neun Teilstücken zusammengesetzte, drei mal drei Meter umspannende Großgemälde „Сommedia dell'arte“, eine lichte Mischung aus italienisch-gotisch inspirierter Architekturphantasie und Genreszene mit schalkhaften Gestalten aus der Theaterwelt der Renaissance.
In einer Eigendarstellung des Künstlers heißt es: „Meine Welt ist meine Freiheit. Die Realität ist etwas, das uns umgibt, und wir sind kaum in der Lage und haben erst recht kein Recht, etwas daraus zu streichen, nur weil es nicht in verführerisch helle farbige Muster oder schwarze Quadrate unserer momentanen Schlußfolgerungen eingedrückt wird.
Daher ist meine Sicht auf die Welt eine ständige Liebe zu allem Schönen. Liebe, das ist etwas, ohne das weder ein Künstler existieren kann, noch diejenigen, für die er die besten Farben seiner Seele gibt.“ Diese Liebe Swistunows tritt uns aus seinen Werken strahlend entgegen.
Die Galerie Ars Pro Dono befindet sich in der Prenzlauer Allee 191 in 10405 Berlin; geöffnet hat sie von Montag bis Freitag 14–19 Uhr und am Sonnabend von 11–16 Uhr. Telefonisch erreichbar ist sie unter 030-66868136.
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