Der niederländische Landschaftsmaler Andreas Schelfhout orientierte sich zunächst am Stil der alten Meister des Goldenen Zeitalters der niederländischen Malerei, entdeckte – etwas verspätet – die Romantik und wurde nicht nur einer ihrer herausragenden Vertreter somndern auch seinerseits ein wichtiger Einfluß für die folgende Malergeneration der holländischen Impressionisten.
Geboren wurde er 1787 in Gent. Der Vater baute Bilderrahmen, was schonmal eine gute Voraussetzung für eine Künstlerlaufbahn war, und so begann Schelfhout zunächst als autodidaktischer Maler daheim in der väterlichen Werkstatt.
Nachdem er bereits in jungen Jahren eine recht erfolgreiche Ausstellung in Den Haag vorweisen konnte, sandte ihn der Vater in eben jenen Ort, wo ihm der Theatermaler Johannes Breckenheimer die erforderlichen technischen Fertigkeiten vermitteln sollte; offensichtlich mit Erfolg. Des Weiteren befaßte sich Schelfhout mit dem Studium der Werke alter Meister des 17. Jahrhunderts, namentlich der legendären Landschafter Meindert Hobbema und Jacob van Ruisdael.
1815 richtete er seine eigene Werkstatt ein und wurde bald durch seine technische Meisterschaft und naturnahe Farbwahl auch außerhalb Den Haags bekannt. Stilistisch näherte er sich zusehends der Romantik an. Er wurde 1818 Mitglied der Königlichen Niederländischen Akademie für Visuelle Kunst, hatte bald zahlreiche Ausstellungen und wurde vielfach ausgezeichnet.
Er malte Tiere, Strandszenen, Sommer- und Winterlandschaften. Letztere erfreuten sich besonderer Beliebtheit, so daß er sie zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit machte. Etwa 20 meist kleinformatige Gemälde pro Jahr soll er geschaffen haben, wobei er zuerst Aquarellskizzen unter freiem Himmel anfertigte und diese anschließend im Atelier in Öl auf Leinwand übersetzte.
Von 1825 an reiste er recht ausgiebig; er besuchte nachweislich Frankreich, Deutschland und auch England, wo er die Landschaften John Constables studierte. Nun war er endgültig etabliert und wurde 1839 zum Ritter des Ordens vom Niederländischen Löwen ernannt, 1844 erhielt er die Ehrenmitgliedschaft des Klubs „Kunst ist unser Ziel“.
Schelfhout gab zahlreichen später selbst erfolgreichen Schülern Unterricht und hatte weitreichenden Einfluß. Zu seinen Schülern gehörten etwa seine Tochter Margaretha und ihr Ehemann Johannes Gijsbert Vogel, Willem Troost, Charles Leickert, Jan Willem van Borselen und Johannes Josephus Destree. Mit dem Franzosen Louis Rémy Mignot unterrichtete er einen später führenden Vertreter der amerikanischen Landschafter der Hudson River School. Ebenfalls lehrte er Johan Jongkind, einen der wichtigsten Vorläufer des Impressionismus; dieser ließ sich insbesondere von Schelfhouts Pleinair-Aquarellskizzen beeinflussen.
Diese Skizzen wurden übrigens auch Quelle der Inspiration zweier namhafter Vertreter der Haager Schule, welche (proto)impressionistische Einflüsse mit solchen des goldenen Zeitalters verband: Jan Hendrik Weissenbruch und Willem Roelofs. Als Schelfhout 1870 in Den Haag starb, bedeutete dies das Ende der niederländischen Romantik, doch die Haager Schule, die er wesentlich vorbereitet hatte, begann bereits ihr Wirken und ließ die niederländische Malerei noch einmal groß werden. Später sollte sich noch ein anderer Schelfhout als Maler und Grafiker hervortun, und zwar Andreas’ Enkel Lodewijk.
Verweise:
https://art-depesche.info/gastspiel-hollands-freilichtmaler-im-museum-barberini
https://www.lempertz.com/de/kataloge/kuenstlerverzeichnis/detail/schelfhout-andreas.html
http://www.artnet.de/künstler/andreas-schelfhout/
https://artuk.org/discover/artists/schelfhout-andreas-17871870
https://dwc.knaw.nl/en/biografie/pmknaw/?pagetype=authorDetail&aId=PE00002805