Berlin – Volkstümliche und liebreizende Genrebilder, die von den häuslichen Motiven und der anheimelnden Stimmung oft mit jenen des ungleich berühmteren Carl Larsson verwandt, doch einem komplett anderen Stil zwischen Romantik und Realismus zuzuordnen sind, schuf der schwedische Künstler Knut Alfred Ekvall. Damit hätten wir also das heutige Thema unserer kleinen biografischen Reihe …
Geboren wurde Ekwall (auch: Ekvall) 1843 in der Gemeinde Säby (heute: Tranås) im südschwedischen Småland als Sohn eines Gerichtsvollziehers. Zwei seiner Brüder, Hugo und Gustaf, wurden Metallstecher, die Schwester Emma Malerin. Marcus Larson, einer der bekanntesten schwedischen Landschafter aus der spätromantischen Düsseldorfer Schule, den wir kürzlich auf dieser Seite vorstellten (s. Verweise), entdeckte sein Talent frühzeitig und bot ihm 1858 einen Platz in seinem Atelier an. Dieses fiel allerdings einem Brand zum Opfer, immerhin aber konnte Ekwall dennoch seine Studien bei Larson fortsetzen.
1860 war er weit genug, um als Student der Königlich Schwedischen Kunstakademie in Stockholm angenommen zu werden, wo er bis 1866 blieb und eine Vorliebe für Handzeichnung und Holzschnitte entwickelte.
Nach Abschluß des Studiums erhielt er eine Stelle als Karikaturist der „Ny illustrerad Tidning“. Im Grafen Gustaf Trolle-Bonde fand er einen Mäzen, welcher ihm ein weiteres Studium in Deutschland ermöglichte, wobei es über die Details divergierende Angaben gibt. Jedenfalls lebte er zunächst in München, später in Leipzig. Einen Teil seines Einkommens bestritt er als Zeitschriftenillustrator. 1871 heiratete er die Opernsängerin Johanna Maria Theresia Burkowitz-Pönitz; das Paar blieb vorerst in Deutschland.
1873 (76?) ging er nach Berlin und lernte bei Ludwig Knaus, einem Genremaler, welcher wie sein früherer Lehrer Larson der Düsseldorfer Akademie entsprungen war. Die Beschäftigung mit Porträts und Genreszenen ist weitgehend auf den Einfluß Knaus' zurückzuführen. Auch hier blieb er als Illustrator tätig, u. a. für die legendäre Kulturzeitschrift „Die Gartenlaube“, und auch zu einer Ausgabe der isländischen Frithjofssage in der Übersetzung von Esaias Tegnér steuerte er die Bilder bei. Er wurde ein kommerziell sehr erfolgreicher Maler; selbst in den USA gab es zahlkräftige Abnehmer.
1885 kehrte er mit seiner Frau und den nunmehr sieben Kindern nach Schweden zurück, wo sich die Familie in ihrem selbstentworfenen Heim am Sommen, einem See in Östergötland, niederließ. Ekwall reiste viel durch das Land, um sich um seine Ausstellungen und Malkurse zu kümmern. Während seiner Abwesenheit musizierte seine Frau gemeinsam mit den Kindern; fünf von diesen sollten als reisendes Ensemble für klassische Kammermusik bekannt werden. Eine weitere Tochter namens Runa, 1890 geboren, wurde später Bildhauerin.
1912 brannte das Anwesen der Ekwalls nieder, wobei der Großteil seiner persönlichen Dokumente und künstlerischen Werke den Flammen zum Opfer fielen. Der während des Ereignisses bettlägerige Künstler selbst konnte zwar gerettet werden, verstarb jedoch einige Wochen später im Krankenhaus.
Seine Gemälde befassen sich mit Szenen des Volkslebens, sind geprägt von familiärer Atmosphäre und Herzenswärme. Besonders gerne malte er Frauen und Kinder, bisweilen auch Tiere. Auch literarische, mythische und folkloristische Themen kamen vor; unser Titelbild mag hier als Beispiel dienen. Des Weiteren entstanden Landschaften und Seestücke. Das Licht spielt eine besondere Rolle, hier sind manchmal Anleihen an das barocke Chiaroscuro, dann wieder an den Impressionismus zu erkennen. Zu besichtigen sind seine Werke heute vor allem im schwedischen Nationalmuseum und dem Nordischen Museum (beide in Stockholm).
Verweise:
https://art-depesche.info/erhaben-schwedische-nationalromantik-von-marcus-larson
https://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=15941&forceOrdinarySite=true