In Norwegen gehörte Theodor Kittelsen zu den wichtigsten Vertretern einer volkstümlich-spätromantischen Kunst und machte sich mit seinen ganz einzigartigen, feinfühligen Naturdarstellungen sowie mystischen Illustrationen zu Märchen und Sagen, insbesondere Geschichten um Trolle einen Namen.
Geboren wurde er 1857 in Kragerø an der Skagerrakküste in der südnorwegischen Provinz Telemark. Der Vater starb bereits 1868, und die Mutter blieb mit acht Kindern zurück. Im Alter von elf Jahren bereits begann Theodor als Gehilfe eines Uhrmachers zu arbeiten.
1870 ging er nach Christiania (heute Oslo) um bei einem Meister der Malerei zu lernen, brach dies jedoch wieder ab und setzte in Arendal seine Ausbildung zum Uhrmacher fort. Durch finanzielle Förderung konnte er ab 1874 an der Malschule Wilhelm von Hannos in Christiania studieren und 1876 nach München gehen, wo er bis 1879 unter den Professoren Ludwig von Löfftz und Wilhelm von Lindenschmit dem Jüngeren an der Kunstakademie lernte. Sein Einkommen bezog er darauf als Illustrator deutscher Zeitungen und Zeitschriften.
1880 kehrte er vorerst nach Norwegen zurück, wo er nun ein eigenes Atelier hatte. 1882 konnte er jedoch dank eines Stipendiums nach Paris gehen, und 1883 ging er erneut für einige Zeit nach München.
Von der dauerhaften Rückkehr nach Norwegen 1887 an begann er, sich intensiv mit der heimischen Natur zu befassen und sich von dieser inspirieren zu lassen. Er verbrachte zwei Jahre auf den nördlich des Polarkreises gelegenen Lofoten, wo er mit seiner Schwester und seinem Schwager einen Leuchtturm bewohnte. Hier begann er, eigene Texte zu seinen Zeichnungen zu verfassen. Er heiratete 1889.
In dieser Zeit hatte er bereits seinen eigenen Stil entwickelt, den er in den folgenden Jahren kontinuierlich ausbauen sollte. Naturmystik, Nationalromantik, naive Kunst und Jugendstil verschmolzen zu einer völlig einzigartigen Mischung; es kann festgestellt werden, daß das verbreitete Bild der Trolle wesentlich durch die Arbeiten Kittelsens geprägt ist. Bald erreichte er den Zenith seines künstlerischen Schaffens, indem er als Illustrator einer ganzen Reihe von Büchern erfolgreich wurde; 1893 hatte er in Christiania seine erste Soloausstellung.
1899 erstand er ein Grundstück mit Haus bei Prestfoss, wo er auch über ein eigenes Atelier verfügte. 1900 erschien „Svartedauen“ („Der schwarze Tod“), eine mittlerweile neu aufgelegte kleine Sammlung. In diesen Jahren erhielt er den Auftrag zur Illustration der von Peter Christen Asbjørnsen and Jørgen Moe (faktisch der norwegischen Entsprechung zu den Brüdern Grimm) gesammelten Volksmärchen.
1908 wurde er zum Ritter des Königlich Norwegischen Ordens des heiligen Olav geschlagen. Aufgrund finanzieller und gesundheitlicher Schwierigkeiten mußte die Familie jedoch im Folgejahr ihr Anwesen aufgeben. 1911 erhielt er noch ein Stipendium, ebenso erschien seine Autobiographie. Als Kittelsen 1914 starb, hinterließ er eine Witwe mit neun Kindern.
Über Norwegen hinaus bekannt wurde Theodor Kittelsen bemerkenswerterweise ausgerechnet durch die norwegische Black-Metal-Szene, die sich zum Teil auf nationalromatische Ideen bezog; Musikprojekte wie Burzum, Wongraven, Satyricon und Carpathian Forest nutzten Arbeiten Kittelsens zur Illustration ihrer Musikveröffentlichungen; dies hat Nicolas Francis jüngst in seinem Buch „From Kragerø“ ausführlich thematisiert.
Seit 2009 ist unter dem Titel „Trolle, Tiere, Taugenichtse“ übrigens auch ein Band auf Deutsch erhältlich, welcher sich vorrangig mit Kittelsens Illustrationen zu den norwegischen Volksmärchen befaßt.
Verweise:
https://art-depesche.info/peter-nicolai-arbo-romantischer-maler-nordischer-gottersagen
https://art-depesche.info/erhaben-schwedische-nationalromantik-von-marcus-larson
https://buskerudmuseet.com/lauvlia/
https://www.nasjonalmuseet.no/samlingen/produsenter/?query=Theodor+Kittelsen