Budapest – Die Ungarische Nationalgalerie hat – naheliegenderweise – die wohl bedeutendste Sammlung alter ungarischer Kunst, welche derzeit auf die Nationalgalerie auf dem Budaberg und das Museum der Schönen Künste am Heldenplatz verteilt ist. In diesem vorerst letzten Artikel zum Budapest-Besuch der ART-DEPESCHE möchten wir auch diese Sammlung kurz vorstellen.
Vom 11. bis zum 18. Jahrhundert reicht die von der „altungarischen Sammlung“ der Nationalgalerie abgedeckte Zeitspanne, wobei dort selbst festgestellt wird, daß es richtiger wäre, von Kunst im alten Ungarn zu sprechen, da Künstler verschiedener Ethnien im Königreich Ungarn bzw. im Karpatenbecken tätig waren.
Dabei geht es vom Mittelalter über die Renaissance bis in den Barock, und Altäre, religiöse Holzskulpturen und Steinreliefs sind ebenso Teil der Sammlung wie zahllose Gemälde. Begonnen wurde die altungarische Sammlung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vom Ungarischen Nationalmuseum; 1872 kam das Museum der Angewandten Kunst hinzu und 1896 das Museum der Schönen Künste.
Elek Petrovics, der Direktor des Museums der Schönen Künste, war es, welcher der Idee, die Bestände der drei Häuser zu vereinen, zur Umsetzung verhalf. In den späten 1930er Jahren erfolgte die Zusammenführung im Museum der Schönen Künste, und 1957 eine Neuorganisation und die offizielle Etablierung der altungarischen Sammlung als Teil der Nationalgalerie. Offiziell zu sehen war sie als solche jedoch erst ab 1973/74 mit dem Einzug der Nationalgalerie in den Königlichen Palast in Buda.
2012 erfolgte dann wiederum die organisatorische Zusammenlegung der Nationalgalerie und des Museums der Schönen Künste, wobei die für die Zukunft angedachte Präsentation der Sammlung als Dauerausstellug noch nicht vollzogen ist; somit ist die derzeitige Ordnung noch als Provisorium zu verstehen.
So zeigt der Palast auf dem Budaberg derzeit die reichen Bestände an altgotischen Altären, ebenso religiöse Holzskulpturen, gotische Tafelgemälde und Steinschnitzereien der Renaissance, während das Lapidarium mittelalterlicher Steinmetzkunst derzeit der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist.
Das Museum der Schönen Künste hingegen beherbergt in seinem dritten Obergeschoß derzeit die „Kunst in Ungarn von 1600–1800“. Auch diese Ausstellung ist, wie der Rest des Hauses, ausgesprochen liebevoll gestaltet, und wir sehen diverse Skulpuren, Altäre und vor allem Gemälde, dabei neben einigen Unbekannten wohl alles, was im Königreich Ungarn zur Zeit des Barock Rang und Namen hatte.
Porträts vornehmer Personen sind reichlich im Programm, von Ádám Mányoki, sonst als Porträtist bekannt, steht das einzige bekannte Stilleben zur Schau. Tóbiás Stranauer tritt uns ebenfalls mit Stilleben entgegen. Jakab Bogdány war hingegen vor allem Tiermaler. Im Bereich der religiösen Malerei sind unter anderem Felix Ivo Leicher, Franz Xaver Wagenschön und Johann Samuel Hötzendorf zu nennen.
Da aber, wie gesagt, die derzeitige Sammlungspräsentation „nur“ eine Übergangslösung darstellen soll, darf man gespannt sein, wie die Ungarische Nationalgalerie diese Schätze der nationalen Kunstgeschichte in Zukunft darbieten wird.
Verweise:
https://www.mfab.hu/collections/old-hungarian-collection/
https://art-depesche.info/verzaubert-im-museum-der-schonen-kunste-budapest