Eugen Jettel „Ansicht von Giessen (Nordbrabant)“ (Öl auf Leinwand, 1886, 55,5 cm x 86,5 cm, Österreichische Galerie Belvedere, Wien)
Eugen Jettel „Ansicht von Giessen (Nordbrabant)“ (Öl auf Leinwand, 1886, 55,5 cm x 86,5 cm, Österreichische Galerie Belvedere, Wien)


Berlin – Eugen Jettel ist heute am ehesten deshalb bekannt, weil er sich in seinen späteren Jahren im Umfeld der Wiener Secession bewegte, hatte jedoch mit dem dort vorherrschenden Symbolismus und Jugendstil nicht viel am Hut; stattdessen war das Werk des österreichischen Freilichtmalers deutlich von Realisten wie jenen der Schule von Barbizon geprägt.

 

Geboren wurde Richard Alfred Eugen Jettel 1845 im mährischen Johnsdorf (heute Janovice, Tschechien) als Sohn eines Eisenwerksverwalters. Nach dem frühen Tod der Mutter zog die Familie nach Wien. Sein älterer Bruder war Wladimir Eugen Eduard Jettel, dieser ging nach Dresden und wurde dort selbst Landschaftsmaler, ist jedoch heute weitgehend vergessen.

 

Bereits 1860, mit nur 15 Jahren, begann Eugen Jettel sein Studium bei dem spätromantischen Landschafter Albert Zimmermann an der Akademie der bildenden Künste der Stadt. Bis 1869 blieb er dort, wobei sein Fokus ebenfalls auf der Landschaft lag. Später bekannte Kommilitonen waren Emil Jakob Schindler, Robert Russ und Rudolf Ribarz. 1868 trat er dem Wiener Künstlerhaus bei. In Jettels frühe Jahre fielen auch Studienreisen nach Frankreich, Holland, Italien, Istrien und Ungarn.

 

Sein in Paris lebender Landsmann, der Kunsthändler Charles Sedelmayer, lockte ihn 1875 mit einem großzügigen Vertrag in die französische Hauptstadt. Es wird angenommen, daß Sedelmayer gehofft hatte, Jettel würde seine Tochter heiraten, doch ließ dieser aus Wien Cilli Mailer, die Tochter eines Handschuhfabrikanten, zum Heiraten zu sich kommen, worauf Sedelmayer Jettel die Bezüge kürzte, was ihn in finanzielle Schwierigkeiten brachte.

 

Dennoch wurde die Pariser Zeit schließlich erfolgreich. Er war Kristallisationspunkt eines Kreises deutscher und österreichischer Künstler, zudem pflegte er Kontakte zu Künstlern der Schule von Barbizon, deren Arbeiten sich seine feinfühligen Landschaften in Öl, Wasserfarben und später auch Pastell mit der Zeit annäherten. Namentlich Théodore Rousseau, doch auch August von Pettenkofen, trugen dazu bei, daß er sich von den eher akademischen Landschaften ab- und den „paysages intimes“ zuwandte.

 

In Frankreich wurde er auch als Eugène Jettel bekannt, er stellte 1877–81 im Salon des Champs-Elysées und 1890–97 im Salon du Champ-de-Mars aus. 1889 fungierte er als Jury-Mitglied der Weltausstellung, und 1898 wurde ihm der Titel eines Ritters der Ehrenlegion verliehen.

 

Eine Erbschaft ermöglichte ihm 1897 die Rückkehr nach Wien, wo er an seine Pariser Erfolge anknüpfen konnte und Erzherzog Carl Stephan und dessen Gemahlin, Erzherzogin Maria Theresia, sich seiner annahmen. Er beteiligte sich an Ausstellungen der Wiener Secession und reiste mehrfach zu Studienzwecken nach Istrien.

 

Er verstarb 1901 in Lussingrande, Kroatien, kurz vor einer Studienreise, welche ihn gemeinsam mit dem Erzherzog in den Adriaraum führen sollte, und wurde in Triest beigesetzt. Gemälde Jettels befinden sich heute vor allem im Belvedere in Wien sowie in verschiedenen Privatsammlungen und kleineren Regionalmuseen.

 

Verweise:

https://art-depesche.info/secessionen-klimt-stuck-liebermann-sonderausstellung-in-der-alten-nationalgalerie

https://austria-forum.org/af/AEIOU/Jettel,_Eugen_Eugène

https://www.dorotheum.com/de/k/eugen-jettel/

https://sammlung.belvedere.at/people/941/eugen-jettel

https://www.kovacek.at/de/13383/eugen-jettel

 


 

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